Ich habe nach langem Zögern mich von F.A.K.E. News interviewen lassen, einem ausgedachten Magazin für „Fragen & Antworten – Künstler erzählen…“.
FAKE: Frau Borini, Sie haben lange gezögert, auf unsere Interviewanfrage zu reagieren.
BORINI: Ich hatte vor einiger Zeit im Bekanntenkreis ein Gespräch über meine Bücher. Das bleibt nicht aus. Und dann wurde der Vorwurf erhoben, es seien alles Fake-News, die ich verbreite.
FAKE: Aber es handelt sich doch im Wesentlichen um Romane…
BORINI: Ja, die Geschichten sind fiktiv, nicht fake. Das ist ein Unterschied, den man wohl inzwischen erklären muss. Fiktion erhebt nicht den Anspruch, dass etwas real ist. Dennoch muss eine Geschichte in ihrer Struktur möglich sein. Es wird aber nicht der Anspruch erhoben, dass sie wirklich passiert ist. Fake News behaupten hingegen, dass etwas der Realität entspräche.
FAKE: Dennoch muss eine Fiktion Ihrer Meinung nach möglich sein?
BORINI: Nehmen wir die Chiòcciola-Abenteuer als Beispiel. Natürlich wird man Sanddornmarmelade auf absehbare Zeit nicht als Raketentreibstoff einsetzen können. Aber das Segeln in Raum und Zeit widerspricht prinzipiell nicht der uns bekannten Struktur des Universums – auch wenn uns noch keine Verfahrensweise bekannt ist, diese Fortbewegung konkret zu nutzen. Und innerhalb der Geschichte müssen die postulierten Gesetze dann natürlich konstant bleiben.
FAKE: Also nicht real nach unseren Maßstäben, aber auch nicht fake?
BORINI: Das Problematische an Fake News ist ja, dass es derzeit ein Kampfschrei bestimmter politischer Gruppierungen ist, der primär benutzt wird, um zu verunglimpfen. Das wird dann einfach über alles gestülpt, um Unbequemes zu diskreditieren. Das geht inzwischen in den Netzen ja soweit, dass publizierte Nachrichteninhalte mit der Frage geteilt werden, warum darüber nicht berichtet wird.
FAKE: Sie stehen den sozialen Netzen ablehnend gegenüber?
BORINI: Kritisch ist das passendere Wort. Ich habe oft jedoch das Gefühl, wir reflektieren die Inhalte nicht mehr. Das macht uns manipulierbar, auch und gerade in den Kreisen, die so oft Fake News auf den Lippen haben.
Wer Romane als Nachrichten wahrnimmt und als Fake News tituliert, der könnte irgendwann auch auf die Idee kommen, sie zu verbrennen. Dem sollten wir vorbeugen.
Aber mein aktuelles Projekt setzt sich andererseits sehr intensiv mit den neuen Medien auseinander. Die Hauptfigur ist eine Lobbyistin oder Influencerin, wie man heute sagen würde. Sie nutzt die sozialen Medien, um eine fragwürdige Kampagne zu fördern.
FAKE: O.N.-K.A.?
BORINI: Ja, das ist ein ausgedachtes Gütesiegel, das unter falsche Flagge segelt. Es soll eine Qualität vortäuschen, die nicht gegeben ist. Die nie beabsichtigt war, und von der alle – bis auf die Influencerin selbst – wissen, dass diese vorgetäuschte Qualität nie beabsichtigt war. Ich will aber an dieser Stelle noch nicht zu viel verraten.
FAKE: In ihren Büchern blitzt aber bei aller Fiktion auch immer wieder Ihre Lebenswirklichkeit durch.
BORINI: Sie meinen den blauen Zweisitzer, der in manchen Büchern auftaucht? Ja, den gibt es wirklich. Er wird im Mai zwölf Jahre alt und hat über 200.000 Kilometer auf dem Buckel. Aber er macht seine Sache immer noch gut. Und dass man im Sommer sein Dach öffnen kann, macht ihn sehr charmant.
Auch den elektrisch fahrenden Geländewagen aus dem zweiten Band von Safya habe ich mir bereits in Natura angesehen. Was ihn reizvoll macht ist, dass unsere fünf Katzen bequem hineinpassen würden. – Um ihn mir aber leisten zu können, müsste ich deutlich mehr Bücher verkaufen.
FAKE: Sie haben auch im wirklichen Leben fünf Katzen.
BORINI: Ja, die fünf Katzen im aktuellen Projekt werden bewusst anders heißen, um nicht den Eindruck zu vermitteln, es wären Schilderungen aus meinem wirklichen Leben. Obwohl natürlich die Wesenszüge unserer Katzen durchaus durchblitzen werden. Genauso, wie auch der blaue Zweisitzer wieder mit von der Partie sein wird. – Die handelnden Personen entspringen aber meiner Fantasie, genauso wie die Geschichte selbst.
FAKE: Frau Borini, danke, dass Sie sich doch noch zu einem Gespräch durchringen konnten.